Aus der Angst vor dem Glück

Nur im Sturz erfährt die Liebe Tiefe. Nur im Fall, da wird sie frei. Ein Plädoyer für das Wagnis, dass uns alles kosten und alles geben kann.

Manchmal, wenn unsere Sinne uns in kühne Liebeshöhen locken und mit Lebenslust die Trommeln unseres Herzens anstimmen, dann folgen wir dem schwungvollen Pfad unsrer Gefühle. Wir blicken tief in eine aussichtsreiche Hoffnung, in der wir unser Glück fliegen und unsere Ängste liegen lassen wollen. Hier, in der Heimat die wir immer suchten, möchten wir finden, was wir uns schon immer wünschten. Doch hinter dem Gesetz der Hoffnung, verbirgt ein dunkler Blick das Licht. Im Angesicht des Glückes Heimat, vernebelt er des Schimmers Glanz. Die Flucht heraus führt uns in eine Fremde, die Sicherheit statt Glanz verspricht. Die List der Angst lässt das Versprechen schwinden, in dem das Glück der Hoffnung lag. Der treue Gast, die sichre Ferne, lässt mich nicht gehen, hält mich ganz fest. Die gute Absicht, die mich zu ihm führte wird zur Fessel, dann zur Qual. Die Freiheit kann ich nicht erkennen, die Glück in ihrer Festung birgt

Das Menschenglück, beständig sich verbergend, lässt hinter dem Versprechen eine Lauer sehn. Im Angesicht des Glücks lässt unser Gast verschwimmen, was uns wirklich Leben gibt. Aus Angst beweisen wir den Schein, der uns in den Stillstand täuscht. Wir wollen gehen und stehen doch, um der Bewegung nicht den Gang zu überlassen. Was wir kennen, verstehen wir doch nicht und verstehen wir etwas, so ist es doch zu wenig. Das Leben läuft, der Geist springt hinterher und wo er auftritt, da zeigt er sich zu leer. 

Des Glückes übersättigende Gewalt birgt Lust und lässt uns doch des Hungers Last. In der überschwänglichen Wonne eines möglichen Genusses, wird sein Glanz bedenklich. Im berauschenden Aroma des Glücks antizipieren wird den bitteren Abgang seiner Würze. Unbedacht würzen wir unser Leben zu oft vor, ohne den Eigengeschmack bedacht zu haben. Selbst der Geschmackstest scheint uns oft zu wertvoll, als das man ihn zur Probe nimmt. Wer lieben will, der muss den Gaumen nutzen, um des Liebes Glück zu schmecken. Liebe veredelt den Geschmack des Lebens, das ohne sie nur fad und unverdaulich bleibt.

Ohne Wagnis gibt´s kein eignes Glück. Denn wer´s dem Zufall überlässt, dem bleibt es fremd. Im faden Taumel des Zwiespalts hin und her gerissen, misstrau auch ich dem Thronsaal meiner Einsichten. Was ich klar zu sehen glaube verschwimmt im Getümmel all der Ungewissheiten, die meinen Blick verfremden. Meine Einsichten lassen mich das beste übersehen. Wie soll ich das schönste so verstehn? 

Wer Sicherheit im Glücke will, dem sei gesagt: Es gibt kein Glück ohne Sturzangst, nur einen schmalen Grad zu seinem Gipfel. Allein im Gang entsteht der Pfad, färbt sich des schönen Lebens Übermaß. Den Weg des eigenen Glücks muss man alleine gehen und ohne Mut vergeht das Wunder, dann wird die Liebesangst des Unglücks Sieg. Den Triumph möcht ich der Angst nicht gönnen. Besser noch, ich lass die Angst noch fallen, bevor sie mich im Sturz begräbt. 

März 2022

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