Gefühlte Worte

DER BLICK AUS DER FREMDE

Mit klarem Blick schau ich in den Spiegel und sehe weniger als mich. Der schlichte Anblick meiner Selbst schließt die innre Gewissheit aus, in der ich mehr bin als ich sehe. Darüber nachdenkend verschwimmt sogleich mein ausgesperrtes Spiegelbild. Es tritt zurück und was hervorkommt lässt mich nur erstaunen. 

Ein flüchtger Blick zurück, so klar und ungetrübt, in dem ich für den Moment unendlich fasse, was den Augen stets entzogen bleibt. Ein Bild, so sanft und liebevoll, in dem ich deutlich fühle, was die Haut doch zart umhüllend nur verbergen kann. Ich seh ein Bild, das weder jetzt noch irgendwann, mir zeigen kann von wem es ist. Ein Bild, von meinem Geist gezeichnet und das von einem unbekannten Inneren spricht. Ein unsichtbares Bild, in dem auch Andere nicht erkennen, dass wir doch aus eines gleichen sind. 

Nach einer Weile, mein Denken gibt sich auf, da kehrt das äussre Spiegelbild zurück und was übrig bleibt ist ein altbekanntes Vorurteil, ein Fremder, der seinen Augen nicht zu trauen wagt. Was sich zeigt ist ein frostiges Kalkül, ein Blick ohne Gefühl, mit dem ich trenne was ich kenne, von dem was mir noch unvertraut, weil des Augen Scheins es mir befielt. 

Mein trauter Blick, er spricht zu mir aus einer Ferne, in der die Nähe sich verdrängt und jede Einsicht gleich ertränkt. Was bleibt ist die Aussicht einer Nähe, die alles Fremde Ferne nennt. Die altbekannte Heimat hat mich wieder und im warmen Schoße der umarmenden Gewissheit, bewohne ich, was ich nie gefunden habe und was mich nie bewahren kann.

Am Ende bin ich noch immer hier und weiß nur mehr von mir. Doch was verrät es dir? 

April 2015

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